Faszination Mittelalter


Das Mittelalter war eine unheimliche und faszinierende Zeit zugleich. Heute betrachten wir es eher als romantische Zeit mit Burgen, Drachen und hübschen Burgfräuleins in toller Kleidung, tatsächlich aber spielten im Mittelalter nicht nur Kleider sondern auch Kriege, Schlachten und wenig ruhmreiche Taten eine Rolle. Doch wie war das Mittelalter wirklich? Was war im Hochmittelalter anders als im auslaufenden Mittelalter und wie gibt man sich richtig als Burgfräulein, Ritter oder mittelalterlicher König?

 

Das Frühmittelalter: 500 - 1050 n.Chr.


Das Frühmittelalter wird gerne als die "dunkle Epoche" verstanden, in der die römischen und griechischen Hochkulturen gerade zerfallen waren und die Menschheit scheinbar alles an Fortschritt vergaß, was die frühe Wissenschaft entdeckt hatte. Die Medizin war im frühen Mittelalter tatsächlich sehr anders als noch in der Antike, sie war weniger von Forschung und mehr vom einen oder anderen Quacksalber geprägt, der vermeintlich zu helfen wusste. Meistens waren es die Frauen aus den Dörfern, die wirklich wussten, wie man jemandem hilft - sie waren die Vorläuferinnen der späteren angeblichen Hexen. Die Welt war in viele kleine Königreiche aufgeteilt, gegen Ende des Frühmittelalters begannen die ersten Kreuzzüge. Das Rittertum entwickelte sich nach und nach. Die meisten Menschen im Mittelalter lebten als Bauern, also als Leibeigene eines Königs. Es gab an den Höfen bereits die ersten Höflinge, vom Land- bis zum Hochadel. Wirklich glamourös war das Leben damals aber noch nicht - höchstens in den Momenten, in denen ein Minnesänger die Schönheit der unerreichbaren Burgdame besang, in die er hoffnungslos verliebt war und bei der er doch nie landen konnte...

Hochmittelalter: 1050 - 1250 n.Chr.


Auch das Hochmittelalter war nicht durchgehend dunkel. Die Kreuzzüge waren zwar in vollem Gange, doch das regt uns heute zur romantischen Vorstellung des mutigen Kreuzritters an, der ins Heilige Land auszog. In Europa entwickelte sich währenddessen vieles von dem, was wir heute noch aus dem Mittelalter kennen. Die Bevölkerung wuchs durch ständigen Fortschritt in der Landwirtschaft, es stand mehr Nahrung für die Menschheit zur Verfügung. Die Tierhaltung wurde fortschrittlicher, Fleisch wurde zum wichtigen Nahrungsmittel. Es entwickelte sich das Handwerk, viele Traditionen der alten Berufe sind bis heute erhalten. Ein Zimmermann, ein Schneider oder der Landwirt passen durchaus ins Hochmittelalter. Auch aus dieser Epoche stammen Könige wie Richard Löwenherz und sein leidenschaftlichster Beschützer Robin Hood. Und wer darüber hinaus noch ein Mittelalter-Kostüm sucht, verkleidet sich als Geistlicher oder Nonne. Sie hüteten im Hochmittelalter in ihren Klöstern und Kirchen die Geheimnisse der lateinischen Werke und kannten sich ganz nebenbei auch gut mit der Brauerei aus...

 

Spätmittelalter: 1250 - 1500 n.Chr.


Das Mittelalter endete mit einem großen Knall: Der Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe war. Christoph Columbus widerlegte das, indem er Amerika entdeckte und eine Welle der Auswanderung in die freie neue Welt lostrat, die bis heute anhält. Kein Wunder, denn das auslaufende Mittelalter war eine mehr als schwierige Zeit. Hungersnöte überall im Europa trugen ihren Teil zur Minimierung der wachsenden Bevölkerung bei. In diese Zeit fällt die Era der Pest, die vom Bauern bis zum König einen beträchtlichen Teil der Menschheit in Europa einfach auslöschte. Wirksame Heilmittel dagegen gab es damals natürlich noch nicht. Bei allem Dunklen im Spätmittelalter darf man aber auch nicht vergessen, dass die Menschheit dennoch Fortschritte machte. Der eine oder andere Handelsmann kam weit herum, Reisen ins mystische Asien und der Import feiner Ware wie Seide waren jetzt im Handel alltäglich. Das führte natürlich auch zu noch schöneren, edleren Kleidern am Hofe und zu mehr Möglichkeiten in der Mode. Die meisten Vorbilder für prunkvolle Mittelalterkostüme stammen nicht ohne Grund aus dem Spätmittelalter.