So sieht's täuschend echt authentisch aus


Kleidung künstlich altern


In der Filmindustrie, Hollywood, Fernsehproduktionen und bei Theaterkostümen ist es ein gut gehütetes Geheimnis: Künstliches Altern von Kleidern, das sogenannte "Patinieren", im Englischen auch als "Distressing" oder "Aging" bekannt. Wir verraten Euch wie's die Experten machen, aber auch wie ihr selbst einfach, fantasievoll und vor allem überzeugend mit schlichten Mitteln aus dem Haushalt Hand an Euer Gewand anlegen könnt. Denn beim Reenactment gilt: Das tollste Mittelalter Kostüm sieht erst richtig gut aus, wenn es liebevoll abgenutzt, zerrissen, verbleicht und dreckig ist. 

Vorne weg sei gesagt, daß Ihr Euch sehr schnell von dem Gedanken verabschieden müsst, ein neues Kleidungsstück erworben zu haben, das zu schade zum unpfleglichen Behandeln ist. Im Folgenden werdet Ihr es nämlich nach allen Regeln der Kunst zerstören und mit Dreck beschmieren. Dazu gehört vor allem eine kräftige Portion Mut. Und lasst Euch besser von niemanden zusehen, der schwache Nerven hat! Beim Altern von Stoffen gilt: Viel hilft viel!

Der Geheimtipp aus Hollywood


Kostümgurus großer Blockbuster aus Hollywood, bei Serien wie Game of Thrones oder auch Kinoproduktionen wie Harry Potter schwören auf Produkte von "Dirty Down", die Aging-Sprays aus der Dose, die es in zehn verschiedenen Farbtönen gibt, und mit denen man in Sekundenschnelle auch moderne Kleidung—oder eben Gewandung und Theaterkostüme—auf alt trimmen kann. Zusätzlich gibt es auch Rost- oder Grünspan-Effekte. Für den Privatgebrauch sind die Farbdosen (je ca. 15 Euro) jedoch vielleicht etwas teuer. Bei kleinerem Budget kann man natürlich auch auf Hausmittel zurückgreifen, die nicht weniger gut funktionieren!

Das braucht ihr dazu


- Schwarztee, Kaffee
- Drahtbürste
- Schmirgelpapier
- Sprühflasche
- Kohle, Ruß

Stoff vergilben oder ausbleichen


Die wichtigste Grundslage für einen gealterten Look ist das Vergilben der Stoffe, oder Ausbleichen kräftiger Farben. Letzteres kann ein Schuss Wäschebleiche, mehrmaliges Waschen oder auch einfach die Sonne von ganz alleine erledigen, für das Vergilben von naturfarbenen Stoffen ist der Aufwand ein klein wenig größer. Zunächst müßt Ihr einen kräftigen Sud schwarzem Tee (gibt eine schöne goldbraune Färbung) der Kaffee (gibt einen eher kakaobraunen Farbton) bereiten. Lasst dann das Kleidungsstück gut 30 Minuten im Sud ziehen. Sollte der Stoff neu und daher vorbehandelt sein (man erkennt das meist daran, daß Wassertropfen erst leich abperlen eh sie in den Stoff einziehen), empfielt es sich die Appretur vorher kräftig auszuwaschen, damit die Farbstoffe besser aufgenommen werden. Nach dem Färbevorgang im Tee den Stoff einfach auswringen und trocken. Es ist nicht nötig ihn auszuspühlen, damit würdet Ihr ihn ja nur wieder sauber machen. Wenn der Stroff beim Trocknen leicht knittrig ist, können interessante Fleck-Effekte entstehen.

Abnutzungserscheinungen


Nun, da Euer Gewandungsstück den gesunden Gilb abbekommen hat, wird es Zeit sich über einige Gebrauchsspuren zu machen. Die Säume an Ärmelenden und Hosenbeinen, am Ausschnitt oder auch Knopflöcher sind Dinge, die ganz bestimmt über viele Jahre tapferer Abenteuer in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Mit der Drahtbürste habt Ihr das in wenigen Sekunden geschafft. Je nach Zerstörungsgrad könnt ihr damit den Saum bis zur Unkenntlichkeit ausseinanderzupfen.